Der Westbote. (Columbus, Ohio), 1849-04-13 page 1 |
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, ' Der Westbote" herausgegeben von J Reinhard dieser. Druckerei In den Stateman'SGcbäudcn, dem Staat Hause gegenüber. BkdlngungkNi Der Westbcte" erscheint jeden R r t i r a g regelmäßig. Der Preis für den Jahrgang von 03 mnimern r we, uzonar In orauSbczaymng 2,25 nach erlauf on S Monaten, und J2.50 nach Ber, lauf dc Jahre, uöwärtigcn Unterschreiben, wird da Blatt aus ihre Koste durch die Post zugesandt, iiemand kann diese Zeltung aufgeben, ohne vorher alle Rückstände darauf bezahlt zu haben Entsprechende Mittheilungen werden mit Dank angenommen, Briefe muffen Portosret eingcianvl werden, unter vcr dbreisc-, Reinhard und Fieser, ColumbuS, Ohlo Der Posträuber. (Schluß,) Der alte Mann lehnte seinen Kopf auf den Tisch und weinte wie ein Kind. Etheringkon ver suchte ju sprechen, aber er erschrack vor dem un heimlichen Tone seiner eigenen Stimme, Der Banquier, beschämt über seine Schwachheit, er hob sich bald, und verließ das HauS, nachdem er Etheringkon noch einmal dringend gebeten hatte, Alles aufzubieten, um die Verbrecher dem Gericht zu überantworten. Etheringkon nahm ein stärke-reS Reizmittel als gewöhnlich, in dem vergeblichen Versuche, das erste scharfe Nagen des Wurm's, der niemals stirbt, zu besänftigen ; eben wollte er ausgehen, alS seine hochbejahrte, schwache Mutter in das Zimmer wankte, und mit dem peinliche Kummer des AlterS über das Unglück jammerte, welches der Bankbruch über ihre wenlgen noch üb rigen Tage gebracht hatte. Mehr Falschheiten wurden erfunden, um sie zu beruhigen. Als er auS dem Hause trat, erkundigte sich seinReitknechi, wo er sein Pferd gelassen hätte.- Er hatte eS ei nem Freunde geliehen. Der Mensch zog sich zu rück mit einem Ausdruck des Erstaunens, und Etheringkon fühlte, daß er seinemDiener nicht in's Gesicht sehen konnte. Die sonst so ruhigen Straßen der kleinen Stadt waren voll von Menschen. Auf jedem Gesicht sah man Bewegung und Unruhe, und eifrig flfc stcrnde Haufen standen an jeder Ecke, und vor den ftäiif der bedeutendsten Handelsmänner, die alle mehr oder weniger durch den Bankbruch ge litten hatten. Man erschöpfte sich in Muthmaßungen, Zwei, fcln und offenen Behauptungen, und Etheringkon fühlte sich bis ins Herz getroffen, al er durch die erregte Menge hinqing, und die AuS bräche der Wuth und Verzweiflung von Manchen der von dem Unglück Betroffenen anhörte. Er hätte geru nachgefragt, wie viel sie wußten, wohin ihr Ver dacht sich richtete, und besonders, ob der FuHrman noch lebe, oder todt sei, aber er getraute sich nicht zu sprechen. Er fand seine Ellen in Thränen. Ihr Vater hatke bedeutend verloren, in der That, Alles, was er besaß, außer dem Hause, worin er wohnte, und einer kleinen Leibrente. Herr Nor-ris benahm sich ziemlich verlegen gegen Ethering-ton ; er wünschte die Verbindung aufzuheben, es beleidigte feinen Stolz, daß seine Tochter nun alö Bettlerin in die Arme des ManneS gehen sollte, dem sie, als sie reich war, verweigert wurde, wenn er nicht eine bestimmte Summe im Besitz hätte. Aber Ekherington widersetzte sich ; er erließ Hrn. Roms die Erfüllung feiner Verbindlichkeiten, so weit eö aufdaö Geld ankam, bestand aber darauf, daß die Einwilligung zu der baldigen Hochzeit nicht zurückgenommen würde. Hierauf verschwand die Zurückhaltung deS alten Herrn sogleich ; er ergriff die Hand deS Advokaten, und sagte, daß ihm der Verlust seines Vermögens Nichts sei, im Vergleich mit der Freude, einen so ehrenhaften und hochher zigen Schwiegersohn gefunden zu haben. Eche ringtou bemühte sich, zu lächeln, aber er konnte den herzlichen Händedruck des ManneS nicht er wieder, dessen Ruin er verursacht hatte. Mehrere Tage verflossen, aber die Aufregung legte sich nicht. Ethernigton litt täglich und stünd- lich die ärgste Folter, da er fortwährend Berichte über das durch den Postraub hervorgebrachteElend und Leiden anKören mußte. Viele der kleineren Kaufleute erklärten sich für zaklungsunfähkg, Fak, toreien wurdeu wegen Geldmangels geschlossen, und Hunderte von Arbeitern entlassen ; allcnthal-ben herrschte Schrecken und Verwirrung. Der Unwille der arbeitenden , Klasse nahm einen so drohende Charakter an, daß die Banquiers aus der Gegend flüchten mußten. Etheringkon war unterdeß beschäftigt Zciigenverhdre anzustellen, und mußte so die Muthmaßungen jedes dickköpfi gen, vorwitzigen Menschen anhören, der sich ein bildete in der Sache weiter zu sehen, als sein, Nachbarn. Des jungen ManneS Seele erlag fast bei dicfer täglichen Ausübung schändlicher Heuche lei. Johnson ließ sich nirgend blicken, noch war dem bedauernswerthcn Etheringkon der kleinste Theil der Beute zugekommen, und er sah zu spät ein, daß er durch die unglückliche That nicht blos seine eignen Aussichten zerstört hatte, sondern daß das Glück einer ganzen Gemeinschaft durch ihn ver-nichtet war. Sein Diener erkundigte sich wieder nach dem Pferde, welches ein wcrthvvlles Thier, und im-mer der Liebling feines Herrn gewesen war. Ethe rington wiederholte seine frühere Angabe, daß er es einem Freunde geliehen hätte. Der Diener fragte darauf, ob er wüßte, wohin fein Freund mit dem Pferde gegangen sei, und ob er ihn bald zurück erwarte ; denn Bill, der frühere Stallknecht im rothen Löiven, welcher jetzt in K., ungefähr 40 Meilen entfernt, wohnte, hätte mit dem Postillon Nachricht geschickt, daß Doktor Etkerington'S Pferd ganz matt und übermüdet dort gelassen fei. Ei Mensch von abstoßendem Aeuß?rn hätte eö in die Skadt geritten, und wäre mit der frühen Mor-genpost nach London abgegangen. Er kannte das Pferd an dem Zeichen vor seinem Kopfe. Ekherington vermochte seine Bestürzung nicht zu verbergen. Der Knecht mußte das Zimmer verlassen, aber die Geschichte lief von Mund zu Mund, und bei der nächsten Versammlung der Mqistratspersonen wurde Etheringkon über die Wahiheit dieser Gerüchte befragt.' Cin Saatj folgte auf die andere; er sucht es glaubhaft zu fDi?i? Jahrg. machen, daß er sein Pferd an einen Fremden ver- kauft hätte, aber es gelang ihm augenscheinlich nicht. ' Das Mißtrauen war erweckt ; eö lag nichts Bestimmtes gegen ihn vor, aber obgleich er fort fubr bei der Untersuchung der Räuberei gegen, wärtig zu sein, so forderte man ihn doch nicht mehr auf, dabei mitzuwirken. Der Hochzeitstag war Indessen herangekommen, und Ellen, die daraus bestanden hatte, daß die Trauung ganz in der Stille geschahen sollte er schien reizender als je in dem einfachen weißen Kleide, womit sie sich zu diesem bescheidenen Feste zierte. Des Vaters zerrütetteS Vermögen erlaub-te keinen Aufwand, und Etheringkon, der eine ganze Gemeinschaft ruinkrk hatte, um sich selbst in die Kasse zu setzen, hatte kaum die nothwendigen Ausgaben des TageS auftreiben können. Den- noch hoffte er, daß Johnson sein Wort hallen würde, und obgleich seine Seele jetzt sein Verbrr- chen verabscheute, und die widrigen Folgen dessel- ben beklagte, so konnte er doch seine Ansprüche auf den Preis feiner Schuld nicht aufgegeben Die Sonne vergoldete die welkenden Blätter der Bäume, die den Kirchhof bekränzten, als Ekherington mit seiner jungen Braut am Arme, die kleine Kirche verließ. Sie kostete ihn einen ungeheuren Preis ; aber als ihre ausdrucksvollen Züge so strahlend von Wonne über ihre Verein!, gung mit ihm sah, da fühlte er daß ihr Lächeln zum Theil die düstern Nebel der Schuld ver schleuchke, und daß die Last seines Verbrechens in Gegenwart der Geliebte weniger schwer auf sei- nem Herzen lag. Er bemüthe sich, heiter zu sein, und eS war ihm wirklich gelungen, über einen muntern Einfall des Herrn Norris zu lachen, als ein ärmlicher Leichenzug durch die Thore des Kirchhofs kam, gerade als die Neuvermählten und ikre Begleiter hinauszukommen versuchten. Eine junge Wittwe folgte dem Sarge ; sie wein te kläglich, und führte einen krausköpfigen Kna ben von zartem Alter an der Hand, dessen rundes unschuldiges Gesicht den traurigen Eindruck des OrteS zurückwarf, während er doch die ganze Härte feines Verlustes noch nicht einsehen konnte. Der Anblick dieser armen Verlassenen und ihres verwaiseten KindeS erregte EllenS innige Theil-nähme, und ihr Gemahl hatte, einige Mühe ihre Thränen zu trocknen. ES ist wirklich ein trauriger Fall," sagte Herr NorriS, und bei dem schweren Unglück, daS un- sereStadt betroffen,? man nicht daran denken, für sie zu sammeln ; ich hoffe jedoch, daß die Re gierung IhreAnfprüche nicht unberücksichtigt läßt." Wer ist sie denn ? Waö hat sie für Ansprü che ?" fragte Ekherington. ..Sie wissen es nicht? Sie ist die Wittwe Sempel'ö, des armen Fuhrmanns, der von den Posträubern ermordet wurde." Ekherington fiel nicht, machte keine Bewegung, wechfelte nicht einmal die Farbe seiner Wangen. Der Schlag traf fein Herz, und traf zu tief, um äußere Anzeichen zu haben. Er hatke gehört, daß sein Opfer schwer verletzk sei, aber doch glaub te man fast mit Gewißheit an seine Wiedergene-sung. DaS plötzliche Gewicht des Mordes auf seiner Seele vernichtete das letzte Flattern der Hoffnung ; er betrachtete diese Enthüllung am Portale der Kirche, wo er eben der unschuldigen Ursache aller seiner Missethaten, seine Gelübde abgelegt hatte, und in Gegenwart des Vaters, dessen vorsichtige Bedingungen ihn zu dem Ver brechen gezwungen hatren, als eine nicht zu ver kennende Warnung ; ein lebhaftes Vorgefühl ei eS über ihm schwebenden Unglücks bemächtigte sich seines Geistes und Verzweiflung zog in feine Seele ein. Der Heimweg, das Mahl, der Nachtisch, al- lei ging traurig und düster vorüber. Es schmerz te Ellen, ihren Mann so schwermüthig zu sehen ; sie hatte schon früher die sonderbare Veränderung seines Benehmens bemerkt, und ihm darüber Borstellungen gemacht. Sie versuchte nun noch eifriger, den Grund davon zu erfahren, aber er hatte immer dieselbe Entschuldigung und ei äußerst heftiges Kopfweh. Dann wird es der kühle Abendwind vertrei ben," sagte Herr Norris. Sitzen Sie nicht so 'chläfrig da, und beleidigen Sie Ihre Frau nicht dadurch, daß Sie aussehen, als bereute Sie, was Sie gethan haben. Springen Sie aus, wie ein freudiger Bräutigam, der Sie sein sollten, und spaziren Sie am Seeufer für eine halbe Stunde, und wenn Sie zurückkommen, so trinken Sie mit mir auf die Gesundheit der Braut. Ich denke, daß ich den Schurken, die mich bestohlen haben, zum Trotzt noch ein Paar Flafchen alten Portwein finden kann." DaS Mittel wurde versucht, aber vergebens. Die Herrlichkeit der untergehedeu Sonne, der ruhige Glanz der stillen, klaren See, das Flü stern des Abendwindes, vaS muntere Gcplauder einer jungen Braut, oder die ergebene Zärtlich- kcit ihrer beforgten Frage, alles fiel gleich unbe-achtet aufsein versengtes und zerstörtes Herz,daS nur mit einem Gedanken des Grausens und der Verzweiflung erfüllt war. Ein junges Mäd chen ging an ihnen vorüber, und Ellen der auf einmal etwaö einzufallen schien, trat zu ihr, um mit ihr zu sprechen, und ließ Ekherington allein am Gestade. Es kann nicht verborgen bleiben," rief er auS, die Natur, mit ihren Tausend Zungen, erklärt ihren Groll über diese That. Die sanften Wel-le, die sich ju meinen FüIen leicht kräuselnd am Columbus, , Freitag Ufer brechen, scheinen mit Grauen vor meinem Verbrechen zurückzuweichen; der frische Wind, der spielend meineSchläfe fächelt, heult mit Po saunentönkn, Mörder! in mein Ohr ; das Gestirn deS Tages gebt mit rdthlichem Scheine am Himmel unter ichmuß das Auge von sei ner Schönheit abwenden seine Strahlen scheinen mit Llut gefärbt! Ein Fischer von rohem Aussehen trat hinter einem nahen Felsen hervor, steckte Etheringkon ei nen unfanbern schlecht zusammengelegten Brief in die Hand, und verschwand sogleich wieder. Der Zettel war von Johnfon, und lautete wie folgt : Ich wage eS nicht, unferer Aller willen Jk- nen Geld anzuvertrauen. ES würde Verdacht erregt haben. Jetzt ist eS unnütz. Wir werden beide mehr als beargwohnt. Meine Flasche ist unter dem Galgen gesunde mit meinem ganzen Namen darauf, und Ihr Federmesser ist aS dem Grafe aufgehoben. Der Mann, der eS Ihnen verkaufte, hat eS wieder erkannt, und darauf ge- schworen. Ein VerhafstSbesehl ist schon gegen mich heraus, und Ihrer wird man sich morgen versichern, wenn Sie in den Gerichtshof kommen. Beiß ist in London mit Allem, was er bei sich hat-te, festgenommen. Sie wissen hier noch Nichts davon, aber die Margenpost wird die Neuigkeiten bringen. Er wurde auf ihrem Pferde gesehen und die Richter haben eS jetzt nach der Stadt zu, "rückholen lassen. H i e r i st d e r T o d, a b e r in einem anndern Lande ist das Le ben. Die Susanna" wird in der Dämme-ruug an der Küste sein bemächtigen Sie sich ir-gend eines kleinen Bootes, und steuern Sie in ge radex Linie mit den Lichtern der Stadt. Ich wer de Sie erwarten, und mich zur gehörigen Z e i t d e r Nacht nach Ihnen umsehen." Kaum hatte Etheringkon diese vernichtende Epi stel gelesen, als die leichte und anmuthige Gestalt seines jungen Weibes Ihm zur Seit war. Mein theurer William kann mir eine Bitte gewähren, und da heute mein Ehrentag Ist so wird er sie mir gewiß nicht verweigern. Du hast ein! gen Einfluß bei der Obrigkeit. Der arme alte Stillwell, der Accisebeamke, ist wegen Vernach läßigung seiner Pflicht abgesetzt. Er hat seine sauerverdienten Ersparnisse durch den Bankbruch verloren, und seine Familie muß darben, wenn nicht Etwas für ihn gethan wird. Du wirst versuchen, ihm seine Stelle wieder zu verschaffen, nicht wahr ?" Ekherington antwortete mit einem bejahenden Lächeln, und küßte die blühende Mange der schd-nen Bittende. Sie traten den Heimweg an. In Ekherington'ö Augen war ein Feuer, in seinem Gange eine Elastizität, die seine beobachtende Braut mit Erstaunen und Freude erfüllte. Sei- ne Unterhaltung war heiter und ununterbrochen, und Ellen sah in dieser Verwandlung die Folge der Reaktion seiner natürlichen Gemüthsstimung, die durch gar zu große Anstrengung in den Pflich-ten seines Berufs niedergedrückt gewesen war. Der Leser möge diese Beschreibung von Ethe-rington's Betragen nicht unnatürlich finden. Die grausame Marter der Ungewißheit war von ihm gcnoinmen, die schreckliche Wahrheit lag deutlich vor ihm; er fühlte die Nothwendigkeit des schnel-len Handelns, und war sogleich über den einzu-schlagenden Weg mit sich einig. Vor der Thüre deS BefuchzimmerS verließ er seine Frau, nachdem er sie mit einem Kusse gebe- ten hatte, ihrem Vater zu sagen, daß erden Wein bereit halten möchte, während er selbst sich auf sein eigenes Zimmer verfügte, um einige Vorbereitn? gen zu einer kurzen Reife zu treffen, die ihm be-Vorstände. DaS glückliche Mädchen wartete nicht um den Sinn dieser letzten Worte zu erfragen, sondern eilte, voll Verlangen, ihren Eltern die glückliche Veränderung in Etherington's Beueh, men mitzutheilen, sogleich in daS Zimmer, wo sie saßen, und richtete seinen Auftrag aus. Herr Nor- riS stellte die Karaffinen auf den Tisch, und hörte dem lebhaften Geplauder seines geliebten Kindes zu, die in feuriger Sprache das hohe Vergnügen der Unterhaltung mit ihrem schönen und gejstvol len Manne beschrieb. Sie schilderte die Herrlich keit der Abendlandschafk, und die Wirkungen, wel- che die Schönheiken der Natur, wie sie glaubte. auf EtheringtonS gefühlvolle Seele ausgeübt hat ten. Mit welcher Beredsamkeit malte sie daS Vergangene, mit welchem Entzücken sah sie der Zukunft entgegen, mit welcher Inbrunst dankte sie ihrem Schöpfer, daß er die Wolken verscheucht hatte, die den Geist deS so beiß Geliebten umdü sterten. Ihre Eltern lächelten über ihre Begeiste rung, und ihre bejahrte Mutter erhob sich von ih-rem Sitze, und schloß die reizende Tochter in ihre Arm,. Sich doch, Mama, dein Kleid ist ja ganz mit Portwein begossen. Wie konnte der Vater so un vorsichtig sein?" Ein Tropfen ist eben auf deine Schulter gefal-len, Ellen. , Da noch Einer. Dies ist nicht Wein eS kömmt von oben." Alle drei erhoben die Auge zur Decke. Ein großer rother Flecken erschien in der Mitte des wkißen Mörtels, wgrauS eine dunkelrothe Flöß-igkeit schnell herniedertropfte. Ellen stieß einen lauten Schrei auS, und ein schrecklicher Gedanke, schnell nnd vexsehrcnd wie der Blitz, fuhr durch ih re Seele. Es ist das Blut meines Gemahls !" Die entsetzliche Vorempfindung erwicS sich als ju wahr. Der elende Mau wußte, daß er, um sein Leben zu erhalten, Allem entsagen mußte, 61MMW den ISten April, 1849. was daS Leben wünschenswert machte ; und um der tiefen Schmach der unvermeidlichen Entdeckung, und im schlimmsten Falle einem gewaltsamen und schimpflichen , Tode von Henkershänden zu entgehen, zog er sich auf sein Zimmer zurück, und am Abend seines Hochzeitstages und auf seinem Brautbetke beschloß st seine kurze und schreckliche Laufbahn durch einen Schnitt in de HalS von Ohr zu Odr. . . Ein Loch wurde in der Mitte des Kreuzweges, nurwenige Schritte vom Galgen, gegraben. Nach dem damaligen englischen Gesetze, wurde der Kör, per deS Selbstmörders, gleich einem Hunde, in dieses rohe, ungeweikte Grab gestoßen. HenkerS knechke trugen die Ueberreste des unglücklichen Ct heringkon in nächtlicher Stunde, zu seinem engen Hause. Garstige Spässe und Flüche bildeten die Leichenfeier, und die Erde schloß sich über diesem einst so stslze und unbändigen Herzen, ebne daß Hirt TkvÄne de Mitleids dabei vergossen, ohne daß eine Klage geäußert wäre. Die Schauer dieser Begebenheit überwältigten die Sinne der beklagenswerihea jungen Frau ; sie erholte sich niemals von diesem Schlage. Einige Monate setzten den irdischen Leiden der bräutlichen Wittwe ein Ziel, und ihre gebeugten und trostlosen Eltern überlebte sie nur kurze Zeit. sUebers. der Jll. Staatsztg. DaS nächtliche Abenteuer. u dem Leben eines Arztes, , Stellt Euch einen Jüngling vor seinem Aeu gern nach möglicher Weise kaum dem Knabenal ter entwachsen gebt ihm die Fähigkeit sowohl. mieden durch Gewobnheit erlangten Hang, sich bald dem Studium, bald wilden Zerstreuungen zu überlassen ; denkt Such dazu ein Benelimen, daS ebenso die Verfeinerung, welche stetS ein sicheres Zeichen der Erziehung und höheren Bildung, wie die Rohkeit deS ungebundenen wüste Lebens, muß ich leider sagen verräth ; den Blick, wel- cher das Bewußtsein auSspricht, mehr Kennt-nisse denn Andere zu besitzen, sowokl, in Bezug auf die geheimen Wahrheiten der Wissenschaft, als hinsichtlich aller losen Streiche und durchtrte denen Schwanke und Thorheiten einer edlen Stadtjugend ; ein stolzes hochfahrendes, und doch zugleich vielleicht Anmuth verrathendes Aeu-ßere ; steckt diesen Jüngling in eine erbsfarbene Jacke, die bis zur steifen, rußig schwarzen HalS binde hinauf, dergestalt zugeknöpft Ist. daß durch aus kein Hemd, noch Vorhemd zu sehen ; zieht ihm endlich Beinkleider an, die über seinen Schu ben mit Riemen zugebunden werden ; fügt zu die- sem Gemälde, wo möglich noch einen dicken Stock; und Ihr habt ein ziemlich genaues Bild von einem Studenten der Arzneikunstauf einer englischen Universität. Cr liegt vielleicht an einer gelehrten Anstalt, die mehr denn hundert Meilen von seiner Hei-math entfernt ist, seinen Berufsstudien ob. Er ist jung und fein eigener Herr plötzlich und zum ersten Malesganz sich selbst überlassen und ohne den Raih und die Aufsicht seiner Verwandten oder Freunde. Die praktischen anatomischen Studien machen ihn gewöhnlich mit allen jenen Theilen und Seilen der menschlichen Natur vollkommen bekannt, welche die Menschen mik einem geheim- nißvollen Schleier zu bedecken, mit einer gewissen heiligen Scheu zu betrachten gewohnt sind ; und diese Kenntnisse verleihen ihm in, diesen Jahren ein völlig rücksichtsloses, ja cynisches Wesen ; während die ihn van allen Seiren umgebenden Versuchungen zur Sünde und eö giebt deren zahlreiche und mächtige kaum verfehlen können, einen ohnehin ihren Einflüssen höchst zugänglichen Geist für einige Zeit zu demoralisircn. Aber wenn ein lnderlicheS, wüstes Leben an irgend wem je zu entschuldigen, so wäre es bei ihm der Fall, in Be tracht des Umstandes, daß er nach ein bis zwei kurzen Jahren in das ruhige und durchaus sittli-che Haus des praktischen Arztes tritt, um sich dort in der praktische Ausübung seiner Kunst auszu bilden. Ich habe einen jungen Mann gekannt, der sehr oft achkundvierzig Stunden hintereinander, ohne die Augeu zum Schlafe zu schließen, bei einem Ge-genstande zubrachte ; und eö galt ihm ganz gleich, je nachdem er eben bei Laune, ob er in solchen Stunden seine Zeit dem eifrigsten Studium,, viel-leicht der Ldfung einer wissenschaftlichen Frage widmete, welche daS Talent eines Meisters erfor dert haben würde, oder ob er sie In wildem SauS und Braus bei schlechten Witzen und tollen Spä ßen hinbrachte. Eben so tüchtig habe ich Andere bei Chemie und Ballspiel, Physiologie und Billard, materia medica und Saufgelagen erfunden ; eine Abwechselung in dergleichen Vorkommenheiten trat nur dann und wann ein, wenn nämlich ein Gedicht an Sie" in der Heimath auf'S Papier geworfen oder ein Artikel in eines der periodischen Blätter geschrieben wurde, um ein paar Thaler zu erhalten, sobald in den Finanzen Ebbe ringe-treten. Unter dieser Klasse weilt bis zur Stunde jener abenteuerliche und romantische Geist, ehe er vorder hereinbrechenden Sündfluth äußeren An- stände und der Gewalt der Umstände von der Erde zum Himmel zurückkehrt. Unrer diesen Jünglingen sind Verkleidungen und Strickleitern noch nicht verschwunden, und Bestellungen, Ren-contreS und Reitung mit Mühe und Noth aus großen Gefahren fallen jede Nacht vor. Aber höre man einen diefer Gesellen selbst. Ich studirte ei Jahr lang im Norden auf der Universität Glasgow. Man erhält dort, im (No. 30. Ganzen genommen, für wenig Geld eine treffliche medizinische Bildung. Mein, Verwandten, die dies erfahren hatten, schickten mich mit erster, des ter, Gelegenheit dorthin ; auch fühlte ich durchaus keine Neigung, mich dieser Maßregel sonderlich zu wiedersetze. Glosgow ist eine große Stadt, sehr dicht bevölkert und zugleich sehr reich, denn Ma- nufakkur und Handelsthätigkeit, deren jede schon an und für sich eine Stadt bereichern kaun, habe dort ihre Hülfsquellen vereinigt; auch verhallt sich in den Fabrikbezirken der Skadt die weibliche Bevölkerung zu der mZnlichen wie fünf zu einS Wenn ma alle diese Punkte in ' Betracht zieht, wird man leicht begreife, daß es im Ganze kein fo abschreckender Ort für Studenten der Medizin sein konnie. WaS mich insbesondere betrifft, so wurde ich sogleich in einen auserwähltei, Kreis von jungen Leuten aufgenommen, einen förmlichen Clubb, dessen Mitglieder Allem, was sich ihnen darbieten mochte, gewachsen schienen und zu Allem fir und fertig waren galt eS nun angestrengten Studien, oder Austerschmäusen, andern Tollhei- ten, oder Studentenliebschaften. Wir pflegten bei unseren Versammlungen vor Allem einem ge wissen öffentlichen Unterhaltungsorte den Vorzug zu geben, wo wir uns an Brandypunsch, schokti, schem Ale und den Tönen eines alten Rumpelkas- tens labten, welch letzterem der Name eines Pia-no beigelegt wurde. In eben derselben Straße hatte früher einige Zeitlang der berühmte' Baillie Nicol Jarwin' gewohnt. Von diesem klassischenAufenthalt brach ich ei- neg Nachts in Gesellschaft einiger Anderen, die zu dem ebenermähntenClubb gehörten, in einem Zu- stände geistiger Anfregung auf, den zu analisyren oder zu classifizire selbst transcendentale Philo, sophen in nicht geringe Verlegenheit setzen würde. MeineGefährten verließen mich mit der lautauS gesprochenen Absicht. Jeder sein Bette zu suchen ; ob sie Wort gehalten, bin ich nicht im Stande zu sagen. WaS mich betrifft, so gab ich densel-ben Vorsatz zu erkennen ; aber sobald sie mir auS dem Gesicht waren, begann ich durch die dunkeln Straßen der in Schlummer begrabenen Stadt zu schweifen', ohne daß mir irgend ein deutlicher Zweck vorgeschwebt hätte ; jedoch entschlossen, so lange umherzustreifen, bis der Zufall mir ein Ziel geben würde, und dem ersten auftauchenden Gegenstand, der zu einem Abenkeuer führen kön-ne, zu folgen. SS war, eine in Betracht der Jahreszeit, schöne, milde Nacht ; als ich im halben Rausche forttaumelte, wurden meine Gedanke immer ver worrener und träumerischer ; bald verlor ich alles Bewußtsein der Dinge um mich her indem ich mich bald durch die Krümmungen einiger Stra, ßen hindurchwand, bald aui der gähnenden Tie, fe eines umschlossenen Raumes den AuSgang zu finden suchte, bald glücklich über die Grundsteine eines im Ban begriffenen Hauses hinüberstolper-te ; jetzt mit einem Trunkenen, der im Zickzack seinen Weg nach Haufe zu finden bemüht war, Wort und Gruß wechselte, dann von einem grim mig ausfchenden Nachtwächter bewillkomm t, aber zugleich erinnert wurde, daß, obwohl die Musik ihre Reize habe, man im Allgemeinen doch demselben, besonders aber eine,. Singe wie das Meinige, keine einschläfernde oder schlafbefördern de Wirkung zuschreiben könne. Endlich kam ich in eine breite offene Straße, deren Namen zu er kennen ich jedoch nicht im Stande war. Sie war finster und einsam ; die Häuser auS Stein aufgeführt, sehr doch, düster emporsteigend, grau und kalt, nur hie und da ein Fenster durch Ker-zenlicht matt erhellt, während die GaeZlampen an beiden Häuserreihen hinliefen, und vor meinem umnebelten Sinn in der Entfernung in einander verschwamme. Einige wenige Fußgänger konn, te man hier und dort ihren einsamen Weg nach Hause nehmen sehen ; ihr Fußtritt klang hohl und lantschallend durch die verödete Straße, wjh rend hie und da ein Nachtwächter mit seiner La- j terne nach einer Ecke zulief oder in einem Gäß chen verschwand. Ich stand pfeilgrade in der Mitte der Stra ße und bot alle meine Sinnenskräfte auf, um zu einem deutlichen und genauen Begriff meiner ge-genwartigen Stellung auf dem Plane der Stadt Glasgow z gelangen. In diesem Augenblicke hörte ich eine Uhr die halbe Stunde schlagen und den Nachtwächter die Zeit abrufen ; nicht lange darauf vernahm ich in der Entfernung ein dum pfeS Gerassel. ES wurde lauter und lauter, kam näher und näher, und plötzlich, noch ehe ich sie ge wahr worden, bog um die Ecke im vollsten Laufe eine Kutsche und flog in solcher Blitzesschnelle da. her, daß ich beinahe überfahren worden wäre. Die Räder streifte meinen Ellnbogen, und ehe ich mich noch deutlich besinnen konnte, war sie vor über. Ich blickte hinter ihr drein und dabei eilte mein Geist auf Gedankenflüqeln zurück in die Heimath, zurück zu de Tagen meiner Kindheit, und ich erinnere mich, wie mei kleinerer Bruder und ich, wenn wir zusammen vor Jahren in die Schule gingen, hinten auf die Kutschen, Wagen, Karren zu springen pflegten und wie wir uns von denselben eine Strecke auf angenehme Art mit forttrage ließen. Eine Kutsche mag schnell sah-ren, aber der Gedanke fliegt noch schneller und all dieS war mir durch den Sinn geflogen, ber r noch das Fuhrwerk zwanzig Schritte von mir r'tv fernt war. Vom Eindruck deö Augenblicks ge trieben, nahm ich einen tüchtige Anlauf, erreich, re in vollem Renne den Wagen, hielt mich au Yen Wagenfede 9 Wd MMNß ffich & Xü& "DER WESTBOTE,; " PBllihe4 ewert gnivjshf !' ? i WWNNHNW -Ls'MWVM' "'' "Stateeman'e" Btiilding, oppoeito the State Hont, t2 per annum, ja adnacai or GSM is not paid witfaia teC moathe; and $2,50 will b eharged is paymmt he dalax ad, nntil the eloae of the ynar. No paper diacontinuid natü all irreatagee an paid. Advertieiaf at the anal ataa. ,,. , HCJTostmasters art respcctfully requesüd to tict a Agents. Platte direct all lettert to ' REINHARD o FIESER, PutlühenofOiWati, " OkaAmtsOU.-:-'. nem Sprunge auf den Hinkertrikt, S ah eine ziemlich sichern und bequemen Sitz fand. Streiche solcher Arr wären gerade das, o ran ich damals besonders. Ergötze fand. Ich war siiebenzehn Jahre alt, ein sehr schmächtiger,' flinker und kleiner Bursche, viel schmächtiger alS ich jetzt bi, und schnell und behend wie ein Ka tze, sehr aufgelegt zu tolle Streichen und unbe ' kümmert darum, wa dabei herauskommen wär de. Ich trug eine Art eg anliegenden Oberrock, von Segeltuch mit einer Reih Knöpfe, bis zum Kinn hinauf zugeknöpft, ohne Kragen, woran,, man mich hätte festhalten können und vorn unter . der Taille mik zwei ungeheuern Tasche versehen, die nnzähliche Winkel und Verzweigungen ent,, hielten, deren genaue OrtSkunde nur mir allein bekannt war. In diese Taschen steckte ich Bü cher, Instrumente und zuweilen andere Dinge, die nicht so leicht aufzuzählen sind. Außerdem, vollendete ein Paar an den Füßen zugeschnürte Schuhe und eine blaue Mütze ohne alle Futter den Anzug meiner werthen Perfon, ein Anzog, der für den Charakter feines Inhabers völlig paß te. . , ,; , .-, .' ,,. Dahin rasselte der Wagen mit feinem neuen. In oder besser Auffassen über daS rauhe P?a ster, so daß deFunken unter der Schnelligkeit der. Räder aus den Steinen stoben. Die Bewegung ergötz mich höchlich und ich begann in der Auf, regung, in der ich mich befand, mich äußerst glück, lich zu fühlen über dieNeuhekt meines Abenteuers. Ich sah auf die Straßenlampen, wie sie eine ach der andern in prächtiger Reihe an mir vorüber . flogen und in der Entfernung in einander ver schwammen ; dann und wann erblickte ich auch einen Wächter oder andere Vorübergehende, die einen Augenblick stehe blieben, um uns nachzu-blicken, wie wir Blitzesschnell vorüberrollten nnd AlleS bald weit hinter uns ließe. Nun wußte ich mit keiner Sylbe, wohin der ging ; auch küm merke ich mich wenig darum, sondern wünscht nur, daß daS Ziel unsererFahrt ein Bischen ent-fernt liegen möge. DaS erste, waS ich auf mei-nem Sitz begann, war, daß ich ei Slreichfeuer zeug aus meiner Tasche hervorholte, eine Hava-nah'Cigarre anzündete und mich dadurch schnell in den siebenden Freudenhimmel versetzte. Im mer schneller und schneller rollte der Wagen da hin ; ich bin überzeugt, eö ist zu wenig gesagt, wenn ich behaupte, daß wir zwölf Meilen in einer Stunde zurücklegten ; und je rascher die Fahrt, desto rascher paffte ich, bis der Cigarrenstummel endlich meinem Munde entfiel und ich Zeit fand, um mich zu blicken. Mein Kopf, ich muß eö gestehen, war ziemlich umnebelt, aber ich konnte doch nach langer An strengung ausfindig machen, daß die Stadt mit ihren Gaslaternen, ihrem Steinpflaster, ihre ho he dunkeln Häusern hinter uns lag, und wäh rend wir auf einer ebenen maeldamisirten Straß hinrollken, konnte ich erkennen, wie die gehen ern Bäume zu beiden Seiten deS WegeS gleich ge waltigen Schatten an uns vorüberflogen, alS eben der bleiche Mond aus einer schwarzen Wolke wie eine schöne Dame auS einem Jalousiefenster blickte. Allmählkg begann mich einige Angst zu be, schleichen. Ich kannte den Weg. auf den wir hin flogen, ganz und gar nicht ; noch wußte ich, wohin er führe, oder auf welche Art ich meine wohnliche Studierstube wieder erreichen sollte, um mich ge, hörig für die morgende Vorlesung vorbereite zu können. Jch begann mit mir selbst zu Rathe zu gehen ; aber während ich bei mir überlegte, rollte die Kutsche mit mir weiter und machte einen Enk schuß schmieriger und schwieriger. Endlich kam ich zu dem höchst empfehlenswertken und gut stu dentischen Entschluß, AlleS dem Zufall anhelmzu stellen und mich ganz dem Geist deS Abenteuer ' anzuvertrauen. AlS ich diesen Vorsatz einmal ge, faßt, fühlte ich mich wunderbar getröstet und in gewisses inneres Behagen erquickte mich, so daß die köstliche Ungewißheit, was mir noch widerfah ren könne, auf'S Neue meine Seele bemeisterte. Indem ich mich an den Lederstkippen des Rücksitz eö festhielt, warf ich den Kopf hin über, blickte zum Himmel empor, beobachtete dort die dunkle Wolken, wie sie über den Mond hinflogen und lauschte dem Winde, der durch die Pappelallee an der Straße rauschte und unter seltsamen Tönen aufwärts zu steigen fchken. Kurz darauf däuchke mir, die Schnelligkeit der Fahrt lasse nach, und ehe ich noch die Ursache er fahren konnte, hielt der Wagen an und ich hört eine Stimme einen lauten Ruf erheben. Ich bück ' te mich seitwärts und sah an der Kutsche vorbek. Ich sah einen, vor einem Thorweg niedergelassenen , Schlagbanm. Der Postillon erhob auf'S Reu , feine Stimme, urib ich konnte bemerken, wie a dem kleinen Thorwegfenfler sich ein Licht hin- und ' herbewegte. DaS Kutschenfenster wurde herab' gelassen und ich hörte eine Stimme sprechen: Wie viel Meilen noch, ThomaS s" Elfe auf ber Straß,, Herr und ziemlich an derhalb Meile Landweg." 1 Die andere Stimme erwiederte, Etwas i u .' geduldigem Tone, und die Kutsche bewegte sich da bei ziemlich heftig in de Federn, alS bätk die' Perfon im Inner ihre zornige Rede mit Fuß stampfen begleitet. Kurz darauf schien der Wächter mit einer Laterne, öffnete, und wir fio ' gen noch einmal mit Windeseile auf der Straße weiter. Wir mochte wohl wieder el paar Meile, zurückgelegt habe, da fühlt ich, daß dteSchmllkg
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Title | Der Westbote. (Columbus, Ohio), 1849-04-13 |
Place |
Columbus (Ohio) Franklin County (Ohio) |
Date of Original | 1849-04-13 |
Searchable Date | 1849-04-13 |
Submitting Institution | Ohio History Connection |
Rights | Online access is provided for research purposes only. For rights and reproduction requests or more information, go to http://www.ohiohistory.org/images/information |
Type | text |
Format | newspapers |
LCCN | sn85025947 |
Description
Title | Der Westbote. (Columbus, Ohio), 1849-04-13 page 1 |
Searchable Date | 1849-04-13 |
Submitting Institution | Ohio History Connection |
File Size | 4252.59KB |
Full Text | , ' Der Westbote" herausgegeben von J Reinhard dieser. Druckerei In den Stateman'SGcbäudcn, dem Staat Hause gegenüber. BkdlngungkNi Der Westbcte" erscheint jeden R r t i r a g regelmäßig. Der Preis für den Jahrgang von 03 mnimern r we, uzonar In orauSbczaymng 2,25 nach erlauf on S Monaten, und J2.50 nach Ber, lauf dc Jahre, uöwärtigcn Unterschreiben, wird da Blatt aus ihre Koste durch die Post zugesandt, iiemand kann diese Zeltung aufgeben, ohne vorher alle Rückstände darauf bezahlt zu haben Entsprechende Mittheilungen werden mit Dank angenommen, Briefe muffen Portosret eingcianvl werden, unter vcr dbreisc-, Reinhard und Fieser, ColumbuS, Ohlo Der Posträuber. (Schluß,) Der alte Mann lehnte seinen Kopf auf den Tisch und weinte wie ein Kind. Etheringkon ver suchte ju sprechen, aber er erschrack vor dem un heimlichen Tone seiner eigenen Stimme, Der Banquier, beschämt über seine Schwachheit, er hob sich bald, und verließ das HauS, nachdem er Etheringkon noch einmal dringend gebeten hatte, Alles aufzubieten, um die Verbrecher dem Gericht zu überantworten. Etheringkon nahm ein stärke-reS Reizmittel als gewöhnlich, in dem vergeblichen Versuche, das erste scharfe Nagen des Wurm's, der niemals stirbt, zu besänftigen ; eben wollte er ausgehen, alS seine hochbejahrte, schwache Mutter in das Zimmer wankte, und mit dem peinliche Kummer des AlterS über das Unglück jammerte, welches der Bankbruch über ihre wenlgen noch üb rigen Tage gebracht hatte. Mehr Falschheiten wurden erfunden, um sie zu beruhigen. Als er auS dem Hause trat, erkundigte sich seinReitknechi, wo er sein Pferd gelassen hätte.- Er hatte eS ei nem Freunde geliehen. Der Mensch zog sich zu rück mit einem Ausdruck des Erstaunens, und Etheringkon fühlte, daß er seinemDiener nicht in's Gesicht sehen konnte. Die sonst so ruhigen Straßen der kleinen Stadt waren voll von Menschen. Auf jedem Gesicht sah man Bewegung und Unruhe, und eifrig flfc stcrnde Haufen standen an jeder Ecke, und vor den ftäiif der bedeutendsten Handelsmänner, die alle mehr oder weniger durch den Bankbruch ge litten hatten. Man erschöpfte sich in Muthmaßungen, Zwei, fcln und offenen Behauptungen, und Etheringkon fühlte sich bis ins Herz getroffen, al er durch die erregte Menge hinqing, und die AuS bräche der Wuth und Verzweiflung von Manchen der von dem Unglück Betroffenen anhörte. Er hätte geru nachgefragt, wie viel sie wußten, wohin ihr Ver dacht sich richtete, und besonders, ob der FuHrman noch lebe, oder todt sei, aber er getraute sich nicht zu sprechen. Er fand seine Ellen in Thränen. Ihr Vater hatke bedeutend verloren, in der That, Alles, was er besaß, außer dem Hause, worin er wohnte, und einer kleinen Leibrente. Herr Nor-ris benahm sich ziemlich verlegen gegen Ethering-ton ; er wünschte die Verbindung aufzuheben, es beleidigte feinen Stolz, daß seine Tochter nun alö Bettlerin in die Arme des ManneS gehen sollte, dem sie, als sie reich war, verweigert wurde, wenn er nicht eine bestimmte Summe im Besitz hätte. Aber Ekherington widersetzte sich ; er erließ Hrn. Roms die Erfüllung feiner Verbindlichkeiten, so weit eö aufdaö Geld ankam, bestand aber darauf, daß die Einwilligung zu der baldigen Hochzeit nicht zurückgenommen würde. Hierauf verschwand die Zurückhaltung deS alten Herrn sogleich ; er ergriff die Hand deS Advokaten, und sagte, daß ihm der Verlust seines Vermögens Nichts sei, im Vergleich mit der Freude, einen so ehrenhaften und hochher zigen Schwiegersohn gefunden zu haben. Eche ringtou bemühte sich, zu lächeln, aber er konnte den herzlichen Händedruck des ManneS nicht er wieder, dessen Ruin er verursacht hatte. Mehrere Tage verflossen, aber die Aufregung legte sich nicht. Ethernigton litt täglich und stünd- lich die ärgste Folter, da er fortwährend Berichte über das durch den Postraub hervorgebrachteElend und Leiden anKören mußte. Viele der kleineren Kaufleute erklärten sich für zaklungsunfähkg, Fak, toreien wurdeu wegen Geldmangels geschlossen, und Hunderte von Arbeitern entlassen ; allcnthal-ben herrschte Schrecken und Verwirrung. Der Unwille der arbeitenden , Klasse nahm einen so drohende Charakter an, daß die Banquiers aus der Gegend flüchten mußten. Etheringkon war unterdeß beschäftigt Zciigenverhdre anzustellen, und mußte so die Muthmaßungen jedes dickköpfi gen, vorwitzigen Menschen anhören, der sich ein bildete in der Sache weiter zu sehen, als sein, Nachbarn. Des jungen ManneS Seele erlag fast bei dicfer täglichen Ausübung schändlicher Heuche lei. Johnson ließ sich nirgend blicken, noch war dem bedauernswerthcn Etheringkon der kleinste Theil der Beute zugekommen, und er sah zu spät ein, daß er durch die unglückliche That nicht blos seine eignen Aussichten zerstört hatte, sondern daß das Glück einer ganzen Gemeinschaft durch ihn ver-nichtet war. Sein Diener erkundigte sich wieder nach dem Pferde, welches ein wcrthvvlles Thier, und im-mer der Liebling feines Herrn gewesen war. Ethe rington wiederholte seine frühere Angabe, daß er es einem Freunde geliehen hätte. Der Diener fragte darauf, ob er wüßte, wohin fein Freund mit dem Pferde gegangen sei, und ob er ihn bald zurück erwarte ; denn Bill, der frühere Stallknecht im rothen Löiven, welcher jetzt in K., ungefähr 40 Meilen entfernt, wohnte, hätte mit dem Postillon Nachricht geschickt, daß Doktor Etkerington'S Pferd ganz matt und übermüdet dort gelassen fei. Ei Mensch von abstoßendem Aeuß?rn hätte eö in die Skadt geritten, und wäre mit der frühen Mor-genpost nach London abgegangen. Er kannte das Pferd an dem Zeichen vor seinem Kopfe. Ekherington vermochte seine Bestürzung nicht zu verbergen. Der Knecht mußte das Zimmer verlassen, aber die Geschichte lief von Mund zu Mund, und bei der nächsten Versammlung der Mqistratspersonen wurde Etheringkon über die Wahiheit dieser Gerüchte befragt.' Cin Saatj folgte auf die andere; er sucht es glaubhaft zu fDi?i? Jahrg. machen, daß er sein Pferd an einen Fremden ver- kauft hätte, aber es gelang ihm augenscheinlich nicht. ' Das Mißtrauen war erweckt ; eö lag nichts Bestimmtes gegen ihn vor, aber obgleich er fort fubr bei der Untersuchung der Räuberei gegen, wärtig zu sein, so forderte man ihn doch nicht mehr auf, dabei mitzuwirken. Der Hochzeitstag war Indessen herangekommen, und Ellen, die daraus bestanden hatte, daß die Trauung ganz in der Stille geschahen sollte er schien reizender als je in dem einfachen weißen Kleide, womit sie sich zu diesem bescheidenen Feste zierte. Des Vaters zerrütetteS Vermögen erlaub-te keinen Aufwand, und Etheringkon, der eine ganze Gemeinschaft ruinkrk hatte, um sich selbst in die Kasse zu setzen, hatte kaum die nothwendigen Ausgaben des TageS auftreiben können. Den- noch hoffte er, daß Johnson sein Wort hallen würde, und obgleich seine Seele jetzt sein Verbrr- chen verabscheute, und die widrigen Folgen dessel- ben beklagte, so konnte er doch seine Ansprüche auf den Preis feiner Schuld nicht aufgegeben Die Sonne vergoldete die welkenden Blätter der Bäume, die den Kirchhof bekränzten, als Ekherington mit seiner jungen Braut am Arme, die kleine Kirche verließ. Sie kostete ihn einen ungeheuren Preis ; aber als ihre ausdrucksvollen Züge so strahlend von Wonne über ihre Verein!, gung mit ihm sah, da fühlte er daß ihr Lächeln zum Theil die düstern Nebel der Schuld ver schleuchke, und daß die Last seines Verbrechens in Gegenwart der Geliebte weniger schwer auf sei- nem Herzen lag. Er bemüthe sich, heiter zu sein, und eS war ihm wirklich gelungen, über einen muntern Einfall des Herrn Norris zu lachen, als ein ärmlicher Leichenzug durch die Thore des Kirchhofs kam, gerade als die Neuvermählten und ikre Begleiter hinauszukommen versuchten. Eine junge Wittwe folgte dem Sarge ; sie wein te kläglich, und führte einen krausköpfigen Kna ben von zartem Alter an der Hand, dessen rundes unschuldiges Gesicht den traurigen Eindruck des OrteS zurückwarf, während er doch die ganze Härte feines Verlustes noch nicht einsehen konnte. Der Anblick dieser armen Verlassenen und ihres verwaiseten KindeS erregte EllenS innige Theil-nähme, und ihr Gemahl hatte, einige Mühe ihre Thränen zu trocknen. ES ist wirklich ein trauriger Fall," sagte Herr NorriS, und bei dem schweren Unglück, daS un- sereStadt betroffen,? man nicht daran denken, für sie zu sammeln ; ich hoffe jedoch, daß die Re gierung IhreAnfprüche nicht unberücksichtigt läßt." Wer ist sie denn ? Waö hat sie für Ansprü che ?" fragte Ekherington. ..Sie wissen es nicht? Sie ist die Wittwe Sempel'ö, des armen Fuhrmanns, der von den Posträubern ermordet wurde." Ekherington fiel nicht, machte keine Bewegung, wechfelte nicht einmal die Farbe seiner Wangen. Der Schlag traf fein Herz, und traf zu tief, um äußere Anzeichen zu haben. Er hatke gehört, daß sein Opfer schwer verletzk sei, aber doch glaub te man fast mit Gewißheit an seine Wiedergene-sung. DaS plötzliche Gewicht des Mordes auf seiner Seele vernichtete das letzte Flattern der Hoffnung ; er betrachtete diese Enthüllung am Portale der Kirche, wo er eben der unschuldigen Ursache aller seiner Missethaten, seine Gelübde abgelegt hatte, und in Gegenwart des Vaters, dessen vorsichtige Bedingungen ihn zu dem Ver brechen gezwungen hatren, als eine nicht zu ver kennende Warnung ; ein lebhaftes Vorgefühl ei eS über ihm schwebenden Unglücks bemächtigte sich seines Geistes und Verzweiflung zog in feine Seele ein. Der Heimweg, das Mahl, der Nachtisch, al- lei ging traurig und düster vorüber. Es schmerz te Ellen, ihren Mann so schwermüthig zu sehen ; sie hatte schon früher die sonderbare Veränderung seines Benehmens bemerkt, und ihm darüber Borstellungen gemacht. Sie versuchte nun noch eifriger, den Grund davon zu erfahren, aber er hatte immer dieselbe Entschuldigung und ei äußerst heftiges Kopfweh. Dann wird es der kühle Abendwind vertrei ben," sagte Herr Norris. Sitzen Sie nicht so 'chläfrig da, und beleidigen Sie Ihre Frau nicht dadurch, daß Sie aussehen, als bereute Sie, was Sie gethan haben. Springen Sie aus, wie ein freudiger Bräutigam, der Sie sein sollten, und spaziren Sie am Seeufer für eine halbe Stunde, und wenn Sie zurückkommen, so trinken Sie mit mir auf die Gesundheit der Braut. Ich denke, daß ich den Schurken, die mich bestohlen haben, zum Trotzt noch ein Paar Flafchen alten Portwein finden kann." DaS Mittel wurde versucht, aber vergebens. Die Herrlichkeit der untergehedeu Sonne, der ruhige Glanz der stillen, klaren See, das Flü stern des Abendwindes, vaS muntere Gcplauder einer jungen Braut, oder die ergebene Zärtlich- kcit ihrer beforgten Frage, alles fiel gleich unbe-achtet aufsein versengtes und zerstörtes Herz,daS nur mit einem Gedanken des Grausens und der Verzweiflung erfüllt war. Ein junges Mäd chen ging an ihnen vorüber, und Ellen der auf einmal etwaö einzufallen schien, trat zu ihr, um mit ihr zu sprechen, und ließ Ekherington allein am Gestade. Es kann nicht verborgen bleiben," rief er auS, die Natur, mit ihren Tausend Zungen, erklärt ihren Groll über diese That. Die sanften Wel-le, die sich ju meinen FüIen leicht kräuselnd am Columbus, , Freitag Ufer brechen, scheinen mit Grauen vor meinem Verbrechen zurückzuweichen; der frische Wind, der spielend meineSchläfe fächelt, heult mit Po saunentönkn, Mörder! in mein Ohr ; das Gestirn deS Tages gebt mit rdthlichem Scheine am Himmel unter ichmuß das Auge von sei ner Schönheit abwenden seine Strahlen scheinen mit Llut gefärbt! Ein Fischer von rohem Aussehen trat hinter einem nahen Felsen hervor, steckte Etheringkon ei nen unfanbern schlecht zusammengelegten Brief in die Hand, und verschwand sogleich wieder. Der Zettel war von Johnfon, und lautete wie folgt : Ich wage eS nicht, unferer Aller willen Jk- nen Geld anzuvertrauen. ES würde Verdacht erregt haben. Jetzt ist eS unnütz. Wir werden beide mehr als beargwohnt. Meine Flasche ist unter dem Galgen gesunde mit meinem ganzen Namen darauf, und Ihr Federmesser ist aS dem Grafe aufgehoben. Der Mann, der eS Ihnen verkaufte, hat eS wieder erkannt, und darauf ge- schworen. Ein VerhafstSbesehl ist schon gegen mich heraus, und Ihrer wird man sich morgen versichern, wenn Sie in den Gerichtshof kommen. Beiß ist in London mit Allem, was er bei sich hat-te, festgenommen. Sie wissen hier noch Nichts davon, aber die Margenpost wird die Neuigkeiten bringen. Er wurde auf ihrem Pferde gesehen und die Richter haben eS jetzt nach der Stadt zu, "rückholen lassen. H i e r i st d e r T o d, a b e r in einem anndern Lande ist das Le ben. Die Susanna" wird in der Dämme-ruug an der Küste sein bemächtigen Sie sich ir-gend eines kleinen Bootes, und steuern Sie in ge radex Linie mit den Lichtern der Stadt. Ich wer de Sie erwarten, und mich zur gehörigen Z e i t d e r Nacht nach Ihnen umsehen." Kaum hatte Etheringkon diese vernichtende Epi stel gelesen, als die leichte und anmuthige Gestalt seines jungen Weibes Ihm zur Seit war. Mein theurer William kann mir eine Bitte gewähren, und da heute mein Ehrentag Ist so wird er sie mir gewiß nicht verweigern. Du hast ein! gen Einfluß bei der Obrigkeit. Der arme alte Stillwell, der Accisebeamke, ist wegen Vernach läßigung seiner Pflicht abgesetzt. Er hat seine sauerverdienten Ersparnisse durch den Bankbruch verloren, und seine Familie muß darben, wenn nicht Etwas für ihn gethan wird. Du wirst versuchen, ihm seine Stelle wieder zu verschaffen, nicht wahr ?" Ekherington antwortete mit einem bejahenden Lächeln, und küßte die blühende Mange der schd-nen Bittende. Sie traten den Heimweg an. In Ekherington'ö Augen war ein Feuer, in seinem Gange eine Elastizität, die seine beobachtende Braut mit Erstaunen und Freude erfüllte. Sei- ne Unterhaltung war heiter und ununterbrochen, und Ellen sah in dieser Verwandlung die Folge der Reaktion seiner natürlichen Gemüthsstimung, die durch gar zu große Anstrengung in den Pflich-ten seines Berufs niedergedrückt gewesen war. Der Leser möge diese Beschreibung von Ethe-rington's Betragen nicht unnatürlich finden. Die grausame Marter der Ungewißheit war von ihm gcnoinmen, die schreckliche Wahrheit lag deutlich vor ihm; er fühlte die Nothwendigkeit des schnel-len Handelns, und war sogleich über den einzu-schlagenden Weg mit sich einig. Vor der Thüre deS BefuchzimmerS verließ er seine Frau, nachdem er sie mit einem Kusse gebe- ten hatte, ihrem Vater zu sagen, daß erden Wein bereit halten möchte, während er selbst sich auf sein eigenes Zimmer verfügte, um einige Vorbereitn? gen zu einer kurzen Reife zu treffen, die ihm be-Vorstände. DaS glückliche Mädchen wartete nicht um den Sinn dieser letzten Worte zu erfragen, sondern eilte, voll Verlangen, ihren Eltern die glückliche Veränderung in Etherington's Beueh, men mitzutheilen, sogleich in daS Zimmer, wo sie saßen, und richtete seinen Auftrag aus. Herr Nor- riS stellte die Karaffinen auf den Tisch, und hörte dem lebhaften Geplauder seines geliebten Kindes zu, die in feuriger Sprache das hohe Vergnügen der Unterhaltung mit ihrem schönen und gejstvol len Manne beschrieb. Sie schilderte die Herrlich keit der Abendlandschafk, und die Wirkungen, wel- che die Schönheiken der Natur, wie sie glaubte. auf EtheringtonS gefühlvolle Seele ausgeübt hat ten. Mit welcher Beredsamkeit malte sie daS Vergangene, mit welchem Entzücken sah sie der Zukunft entgegen, mit welcher Inbrunst dankte sie ihrem Schöpfer, daß er die Wolken verscheucht hatte, die den Geist deS so beiß Geliebten umdü sterten. Ihre Eltern lächelten über ihre Begeiste rung, und ihre bejahrte Mutter erhob sich von ih-rem Sitze, und schloß die reizende Tochter in ihre Arm,. Sich doch, Mama, dein Kleid ist ja ganz mit Portwein begossen. Wie konnte der Vater so un vorsichtig sein?" Ein Tropfen ist eben auf deine Schulter gefal-len, Ellen. , Da noch Einer. Dies ist nicht Wein eS kömmt von oben." Alle drei erhoben die Auge zur Decke. Ein großer rother Flecken erschien in der Mitte des wkißen Mörtels, wgrauS eine dunkelrothe Flöß-igkeit schnell herniedertropfte. Ellen stieß einen lauten Schrei auS, und ein schrecklicher Gedanke, schnell nnd vexsehrcnd wie der Blitz, fuhr durch ih re Seele. Es ist das Blut meines Gemahls !" Die entsetzliche Vorempfindung erwicS sich als ju wahr. Der elende Mau wußte, daß er, um sein Leben zu erhalten, Allem entsagen mußte, 61MMW den ISten April, 1849. was daS Leben wünschenswert machte ; und um der tiefen Schmach der unvermeidlichen Entdeckung, und im schlimmsten Falle einem gewaltsamen und schimpflichen , Tode von Henkershänden zu entgehen, zog er sich auf sein Zimmer zurück, und am Abend seines Hochzeitstages und auf seinem Brautbetke beschloß st seine kurze und schreckliche Laufbahn durch einen Schnitt in de HalS von Ohr zu Odr. . . Ein Loch wurde in der Mitte des Kreuzweges, nurwenige Schritte vom Galgen, gegraben. Nach dem damaligen englischen Gesetze, wurde der Kör, per deS Selbstmörders, gleich einem Hunde, in dieses rohe, ungeweikte Grab gestoßen. HenkerS knechke trugen die Ueberreste des unglücklichen Ct heringkon in nächtlicher Stunde, zu seinem engen Hause. Garstige Spässe und Flüche bildeten die Leichenfeier, und die Erde schloß sich über diesem einst so stslze und unbändigen Herzen, ebne daß Hirt TkvÄne de Mitleids dabei vergossen, ohne daß eine Klage geäußert wäre. Die Schauer dieser Begebenheit überwältigten die Sinne der beklagenswerihea jungen Frau ; sie erholte sich niemals von diesem Schlage. Einige Monate setzten den irdischen Leiden der bräutlichen Wittwe ein Ziel, und ihre gebeugten und trostlosen Eltern überlebte sie nur kurze Zeit. sUebers. der Jll. Staatsztg. DaS nächtliche Abenteuer. u dem Leben eines Arztes, , Stellt Euch einen Jüngling vor seinem Aeu gern nach möglicher Weise kaum dem Knabenal ter entwachsen gebt ihm die Fähigkeit sowohl. mieden durch Gewobnheit erlangten Hang, sich bald dem Studium, bald wilden Zerstreuungen zu überlassen ; denkt Such dazu ein Benelimen, daS ebenso die Verfeinerung, welche stetS ein sicheres Zeichen der Erziehung und höheren Bildung, wie die Rohkeit deS ungebundenen wüste Lebens, muß ich leider sagen verräth ; den Blick, wel- cher das Bewußtsein auSspricht, mehr Kennt-nisse denn Andere zu besitzen, sowokl, in Bezug auf die geheimen Wahrheiten der Wissenschaft, als hinsichtlich aller losen Streiche und durchtrte denen Schwanke und Thorheiten einer edlen Stadtjugend ; ein stolzes hochfahrendes, und doch zugleich vielleicht Anmuth verrathendes Aeu-ßere ; steckt diesen Jüngling in eine erbsfarbene Jacke, die bis zur steifen, rußig schwarzen HalS binde hinauf, dergestalt zugeknöpft Ist. daß durch aus kein Hemd, noch Vorhemd zu sehen ; zieht ihm endlich Beinkleider an, die über seinen Schu ben mit Riemen zugebunden werden ; fügt zu die- sem Gemälde, wo möglich noch einen dicken Stock; und Ihr habt ein ziemlich genaues Bild von einem Studenten der Arzneikunstauf einer englischen Universität. Cr liegt vielleicht an einer gelehrten Anstalt, die mehr denn hundert Meilen von seiner Hei-math entfernt ist, seinen Berufsstudien ob. Er ist jung und fein eigener Herr plötzlich und zum ersten Malesganz sich selbst überlassen und ohne den Raih und die Aufsicht seiner Verwandten oder Freunde. Die praktischen anatomischen Studien machen ihn gewöhnlich mit allen jenen Theilen und Seilen der menschlichen Natur vollkommen bekannt, welche die Menschen mik einem geheim- nißvollen Schleier zu bedecken, mit einer gewissen heiligen Scheu zu betrachten gewohnt sind ; und diese Kenntnisse verleihen ihm in, diesen Jahren ein völlig rücksichtsloses, ja cynisches Wesen ; während die ihn van allen Seiren umgebenden Versuchungen zur Sünde und eö giebt deren zahlreiche und mächtige kaum verfehlen können, einen ohnehin ihren Einflüssen höchst zugänglichen Geist für einige Zeit zu demoralisircn. Aber wenn ein lnderlicheS, wüstes Leben an irgend wem je zu entschuldigen, so wäre es bei ihm der Fall, in Be tracht des Umstandes, daß er nach ein bis zwei kurzen Jahren in das ruhige und durchaus sittli-che Haus des praktischen Arztes tritt, um sich dort in der praktische Ausübung seiner Kunst auszu bilden. Ich habe einen jungen Mann gekannt, der sehr oft achkundvierzig Stunden hintereinander, ohne die Augeu zum Schlafe zu schließen, bei einem Ge-genstande zubrachte ; und eö galt ihm ganz gleich, je nachdem er eben bei Laune, ob er in solchen Stunden seine Zeit dem eifrigsten Studium,, viel-leicht der Ldfung einer wissenschaftlichen Frage widmete, welche daS Talent eines Meisters erfor dert haben würde, oder ob er sie In wildem SauS und Braus bei schlechten Witzen und tollen Spä ßen hinbrachte. Eben so tüchtig habe ich Andere bei Chemie und Ballspiel, Physiologie und Billard, materia medica und Saufgelagen erfunden ; eine Abwechselung in dergleichen Vorkommenheiten trat nur dann und wann ein, wenn nämlich ein Gedicht an Sie" in der Heimath auf'S Papier geworfen oder ein Artikel in eines der periodischen Blätter geschrieben wurde, um ein paar Thaler zu erhalten, sobald in den Finanzen Ebbe ringe-treten. Unter dieser Klasse weilt bis zur Stunde jener abenteuerliche und romantische Geist, ehe er vorder hereinbrechenden Sündfluth äußeren An- stände und der Gewalt der Umstände von der Erde zum Himmel zurückkehrt. Unrer diesen Jünglingen sind Verkleidungen und Strickleitern noch nicht verschwunden, und Bestellungen, Ren-contreS und Reitung mit Mühe und Noth aus großen Gefahren fallen jede Nacht vor. Aber höre man einen diefer Gesellen selbst. Ich studirte ei Jahr lang im Norden auf der Universität Glasgow. Man erhält dort, im (No. 30. Ganzen genommen, für wenig Geld eine treffliche medizinische Bildung. Mein, Verwandten, die dies erfahren hatten, schickten mich mit erster, des ter, Gelegenheit dorthin ; auch fühlte ich durchaus keine Neigung, mich dieser Maßregel sonderlich zu wiedersetze. Glosgow ist eine große Stadt, sehr dicht bevölkert und zugleich sehr reich, denn Ma- nufakkur und Handelsthätigkeit, deren jede schon an und für sich eine Stadt bereichern kaun, habe dort ihre Hülfsquellen vereinigt; auch verhallt sich in den Fabrikbezirken der Skadt die weibliche Bevölkerung zu der mZnlichen wie fünf zu einS Wenn ma alle diese Punkte in ' Betracht zieht, wird man leicht begreife, daß es im Ganze kein fo abschreckender Ort für Studenten der Medizin sein konnie. WaS mich insbesondere betrifft, so wurde ich sogleich in einen auserwähltei, Kreis von jungen Leuten aufgenommen, einen förmlichen Clubb, dessen Mitglieder Allem, was sich ihnen darbieten mochte, gewachsen schienen und zu Allem fir und fertig waren galt eS nun angestrengten Studien, oder Austerschmäusen, andern Tollhei- ten, oder Studentenliebschaften. Wir pflegten bei unseren Versammlungen vor Allem einem ge wissen öffentlichen Unterhaltungsorte den Vorzug zu geben, wo wir uns an Brandypunsch, schokti, schem Ale und den Tönen eines alten Rumpelkas- tens labten, welch letzterem der Name eines Pia-no beigelegt wurde. In eben derselben Straße hatte früher einige Zeitlang der berühmte' Baillie Nicol Jarwin' gewohnt. Von diesem klassischenAufenthalt brach ich ei- neg Nachts in Gesellschaft einiger Anderen, die zu dem ebenermähntenClubb gehörten, in einem Zu- stände geistiger Anfregung auf, den zu analisyren oder zu classifizire selbst transcendentale Philo, sophen in nicht geringe Verlegenheit setzen würde. MeineGefährten verließen mich mit der lautauS gesprochenen Absicht. Jeder sein Bette zu suchen ; ob sie Wort gehalten, bin ich nicht im Stande zu sagen. WaS mich betrifft, so gab ich densel-ben Vorsatz zu erkennen ; aber sobald sie mir auS dem Gesicht waren, begann ich durch die dunkeln Straßen der in Schlummer begrabenen Stadt zu schweifen', ohne daß mir irgend ein deutlicher Zweck vorgeschwebt hätte ; jedoch entschlossen, so lange umherzustreifen, bis der Zufall mir ein Ziel geben würde, und dem ersten auftauchenden Gegenstand, der zu einem Abenkeuer führen kön-ne, zu folgen. SS war, eine in Betracht der Jahreszeit, schöne, milde Nacht ; als ich im halben Rausche forttaumelte, wurden meine Gedanke immer ver worrener und träumerischer ; bald verlor ich alles Bewußtsein der Dinge um mich her indem ich mich bald durch die Krümmungen einiger Stra, ßen hindurchwand, bald aui der gähnenden Tie, fe eines umschlossenen Raumes den AuSgang zu finden suchte, bald glücklich über die Grundsteine eines im Ban begriffenen Hauses hinüberstolper-te ; jetzt mit einem Trunkenen, der im Zickzack seinen Weg nach Haufe zu finden bemüht war, Wort und Gruß wechselte, dann von einem grim mig ausfchenden Nachtwächter bewillkomm t, aber zugleich erinnert wurde, daß, obwohl die Musik ihre Reize habe, man im Allgemeinen doch demselben, besonders aber eine,. Singe wie das Meinige, keine einschläfernde oder schlafbefördern de Wirkung zuschreiben könne. Endlich kam ich in eine breite offene Straße, deren Namen zu er kennen ich jedoch nicht im Stande war. Sie war finster und einsam ; die Häuser auS Stein aufgeführt, sehr doch, düster emporsteigend, grau und kalt, nur hie und da ein Fenster durch Ker-zenlicht matt erhellt, während die GaeZlampen an beiden Häuserreihen hinliefen, und vor meinem umnebelten Sinn in der Entfernung in einander verschwamme. Einige wenige Fußgänger konn, te man hier und dort ihren einsamen Weg nach Hause nehmen sehen ; ihr Fußtritt klang hohl und lantschallend durch die verödete Straße, wjh rend hie und da ein Nachtwächter mit seiner La- j terne nach einer Ecke zulief oder in einem Gäß chen verschwand. Ich stand pfeilgrade in der Mitte der Stra ße und bot alle meine Sinnenskräfte auf, um zu einem deutlichen und genauen Begriff meiner ge-genwartigen Stellung auf dem Plane der Stadt Glasgow z gelangen. In diesem Augenblicke hörte ich eine Uhr die halbe Stunde schlagen und den Nachtwächter die Zeit abrufen ; nicht lange darauf vernahm ich in der Entfernung ein dum pfeS Gerassel. ES wurde lauter und lauter, kam näher und näher, und plötzlich, noch ehe ich sie ge wahr worden, bog um die Ecke im vollsten Laufe eine Kutsche und flog in solcher Blitzesschnelle da. her, daß ich beinahe überfahren worden wäre. Die Räder streifte meinen Ellnbogen, und ehe ich mich noch deutlich besinnen konnte, war sie vor über. Ich blickte hinter ihr drein und dabei eilte mein Geist auf Gedankenflüqeln zurück in die Heimath, zurück zu de Tagen meiner Kindheit, und ich erinnere mich, wie mei kleinerer Bruder und ich, wenn wir zusammen vor Jahren in die Schule gingen, hinten auf die Kutschen, Wagen, Karren zu springen pflegten und wie wir uns von denselben eine Strecke auf angenehme Art mit forttrage ließen. Eine Kutsche mag schnell sah-ren, aber der Gedanke fliegt noch schneller und all dieS war mir durch den Sinn geflogen, ber r noch das Fuhrwerk zwanzig Schritte von mir r'tv fernt war. Vom Eindruck deö Augenblicks ge trieben, nahm ich einen tüchtige Anlauf, erreich, re in vollem Renne den Wagen, hielt mich au Yen Wagenfede 9 Wd MMNß ffich & Xü& "DER WESTBOTE,; " PBllihe4 ewert gnivjshf !' ? i WWNNHNW -Ls'MWVM' "'' "Stateeman'e" Btiilding, oppoeito the State Hont, t2 per annum, ja adnacai or GSM is not paid witfaia teC moathe; and $2,50 will b eharged is paymmt he dalax ad, nntil the eloae of the ynar. No paper diacontinuid natü all irreatagee an paid. Advertieiaf at the anal ataa. ,,. , HCJTostmasters art respcctfully requesüd to tict a Agents. Platte direct all lettert to ' REINHARD o FIESER, PutlühenofOiWati, " OkaAmtsOU.-:-'. nem Sprunge auf den Hinkertrikt, S ah eine ziemlich sichern und bequemen Sitz fand. Streiche solcher Arr wären gerade das, o ran ich damals besonders. Ergötze fand. Ich war siiebenzehn Jahre alt, ein sehr schmächtiger,' flinker und kleiner Bursche, viel schmächtiger alS ich jetzt bi, und schnell und behend wie ein Ka tze, sehr aufgelegt zu tolle Streichen und unbe ' kümmert darum, wa dabei herauskommen wär de. Ich trug eine Art eg anliegenden Oberrock, von Segeltuch mit einer Reih Knöpfe, bis zum Kinn hinauf zugeknöpft, ohne Kragen, woran,, man mich hätte festhalten können und vorn unter . der Taille mik zwei ungeheuern Tasche versehen, die nnzähliche Winkel und Verzweigungen ent,, hielten, deren genaue OrtSkunde nur mir allein bekannt war. In diese Taschen steckte ich Bü cher, Instrumente und zuweilen andere Dinge, die nicht so leicht aufzuzählen sind. Außerdem, vollendete ein Paar an den Füßen zugeschnürte Schuhe und eine blaue Mütze ohne alle Futter den Anzug meiner werthen Perfon, ein Anzog, der für den Charakter feines Inhabers völlig paß te. . , ,; , .-, .' ,,. Dahin rasselte der Wagen mit feinem neuen. In oder besser Auffassen über daS rauhe P?a ster, so daß deFunken unter der Schnelligkeit der. Räder aus den Steinen stoben. Die Bewegung ergötz mich höchlich und ich begann in der Auf, regung, in der ich mich befand, mich äußerst glück, lich zu fühlen über dieNeuhekt meines Abenteuers. Ich sah auf die Straßenlampen, wie sie eine ach der andern in prächtiger Reihe an mir vorüber . flogen und in der Entfernung in einander ver schwammen ; dann und wann erblickte ich auch einen Wächter oder andere Vorübergehende, die einen Augenblick stehe blieben, um uns nachzu-blicken, wie wir Blitzesschnell vorüberrollten nnd AlleS bald weit hinter uns ließe. Nun wußte ich mit keiner Sylbe, wohin der ging ; auch küm merke ich mich wenig darum, sondern wünscht nur, daß daS Ziel unsererFahrt ein Bischen ent-fernt liegen möge. DaS erste, waS ich auf mei-nem Sitz begann, war, daß ich ei Slreichfeuer zeug aus meiner Tasche hervorholte, eine Hava-nah'Cigarre anzündete und mich dadurch schnell in den siebenden Freudenhimmel versetzte. Im mer schneller und schneller rollte der Wagen da hin ; ich bin überzeugt, eö ist zu wenig gesagt, wenn ich behaupte, daß wir zwölf Meilen in einer Stunde zurücklegten ; und je rascher die Fahrt, desto rascher paffte ich, bis der Cigarrenstummel endlich meinem Munde entfiel und ich Zeit fand, um mich zu blicken. Mein Kopf, ich muß eö gestehen, war ziemlich umnebelt, aber ich konnte doch nach langer An strengung ausfindig machen, daß die Stadt mit ihren Gaslaternen, ihrem Steinpflaster, ihre ho he dunkeln Häusern hinter uns lag, und wäh rend wir auf einer ebenen maeldamisirten Straß hinrollken, konnte ich erkennen, wie die gehen ern Bäume zu beiden Seiten deS WegeS gleich ge waltigen Schatten an uns vorüberflogen, alS eben der bleiche Mond aus einer schwarzen Wolke wie eine schöne Dame auS einem Jalousiefenster blickte. Allmählkg begann mich einige Angst zu be, schleichen. Ich kannte den Weg. auf den wir hin flogen, ganz und gar nicht ; noch wußte ich, wohin er führe, oder auf welche Art ich meine wohnliche Studierstube wieder erreichen sollte, um mich ge, hörig für die morgende Vorlesung vorbereite zu können. Jch begann mit mir selbst zu Rathe zu gehen ; aber während ich bei mir überlegte, rollte die Kutsche mit mir weiter und machte einen Enk schuß schmieriger und schwieriger. Endlich kam ich zu dem höchst empfehlenswertken und gut stu dentischen Entschluß, AlleS dem Zufall anhelmzu stellen und mich ganz dem Geist deS Abenteuer ' anzuvertrauen. AlS ich diesen Vorsatz einmal ge, faßt, fühlte ich mich wunderbar getröstet und in gewisses inneres Behagen erquickte mich, so daß die köstliche Ungewißheit, was mir noch widerfah ren könne, auf'S Neue meine Seele bemeisterte. Indem ich mich an den Lederstkippen des Rücksitz eö festhielt, warf ich den Kopf hin über, blickte zum Himmel empor, beobachtete dort die dunkle Wolken, wie sie über den Mond hinflogen und lauschte dem Winde, der durch die Pappelallee an der Straße rauschte und unter seltsamen Tönen aufwärts zu steigen fchken. Kurz darauf däuchke mir, die Schnelligkeit der Fahrt lasse nach, und ehe ich noch die Ursache er fahren konnte, hielt der Wagen an und ich hört eine Stimme einen lauten Ruf erheben. Ich bück ' te mich seitwärts und sah an der Kutsche vorbek. Ich sah einen, vor einem Thorweg niedergelassenen , Schlagbanm. Der Postillon erhob auf'S Reu , feine Stimme, urib ich konnte bemerken, wie a dem kleinen Thorwegfenfler sich ein Licht hin- und ' herbewegte. DaS Kutschenfenster wurde herab' gelassen und ich hörte eine Stimme sprechen: Wie viel Meilen noch, ThomaS s" Elfe auf ber Straß,, Herr und ziemlich an derhalb Meile Landweg." 1 Die andere Stimme erwiederte, Etwas i u .' geduldigem Tone, und die Kutsche bewegte sich da bei ziemlich heftig in de Federn, alS bätk die' Perfon im Inner ihre zornige Rede mit Fuß stampfen begleitet. Kurz darauf schien der Wächter mit einer Laterne, öffnete, und wir fio ' gen noch einmal mit Windeseile auf der Straße weiter. Wir mochte wohl wieder el paar Meile, zurückgelegt habe, da fühlt ich, daß dteSchmllkg |
File Name | 0278 |